Ziel meiner Arbeit ist es die hessische Eine Welt-Arbeit und entwicklungspolitische Themen in digitalen und Printformaten in die Öffentlichkeit zu bringen. Aktive und Multiplikator*innen der Eine Welt-Szene können von mir beraten werden, um ihre Anliegen und ihre Arbeit stärker sichtbar zu machen. Ich fördere das Engagement von Aktivist*innen und Gruppen durch Austausch und gemeinsame Projekte. Wenn Ihre Gruppe oder Organisation sich in den digitalen Diskurs einmischen wollen, kann ich Ihnen sehr gerne bei technischen Umsetzungen digitaler und analoger Materialien betreuen.
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Vorstellung Regionalpromotorin Nordhessen
Als neue Regionalpromotorin Nordhessen bin ich als „entwicklungspolitische Allrounderin“ im Raum Kassel unterwegs. Mein Ziel ist es, die Vielfalt der Eine Welt-Themen im nördlichen Hessen breiter zu verankern. Dazu versuche ich unter anderem unterschiedliche AkteurInnen und KooperationspartnerInnen zusammen zu bringen, neue regionale Vernetzungen und Allianzen aufzubauen und bestehende Strukturen zu stärken. Wer Lust und Interesse hat, dieses ‚Regionalprojekt‘ mitzugestalten, ist herzlich eingeladen, sich bei mir zu melden.
Neuer Gesetzesentwurf – Unternehmensverantwortung jetzt!
Das Bundesentwicklungsministerium unter Minister Gerd Müller hat diesen Monat einen Entwurf für ein „Wertschöpfungskettengesetz“ vorgelegt. Es sieht Sorgfaltspflichten und verbindliche Unternehmensverantwortung für deutsche Unternehmen vor – auch in ausländischen Produktionsstätten und in Zulieferbetrieben weltweit. Dies soll die katastrophalen Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsverletzungen in den Textilfabriken in Ländern des globalen Südens in den Blick nehmen und im Rahmen verbindlicher juristischer Richtlinien bekämpfen.
Müller macht die menschen- und arbeitsrechtlichen Bedingungen in der textilen Lieferkette seit seinem Amtsantritt als Entwicklungsminister immer wieder zum Thema – maßgeblich seit 2014 mit der Gründung des Textilbündnisses. Hier sollten unterschiedliche VertreterInnen aus Bundesregierung, Wirtschaft, Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften und Standardorganisationen zusammenkommen, um sich über soziale, ökologische und ökonomische Verbesserungen entlang der gesamten Textil-Lieferkette zu verständigen. Bisher waren jedoch weder im Rahmen des Textilbündnisses noch im Kontext des Nationalen Aktionsplans für Wirtschaft und Menschenrechte verbindliche rechtliche Regelungen und verpflichtende Unternehmensverantwortung durchgesetzt worden. Textilbündnis und auch der Nationale Aktionsplan stehen seit Jahren in der Kritik, Verbindlichkeiten und Sorgfaltspflichten zu vernachlässigen – und durch Konzepte von Freiwilligkeit menschen- und arbeitsrechtliche Forderungen aufzuweichen.
Der neue Gesetzesentwurf soll hier jedoch Verbindlichkeiten vorsehen, und ist unter anderem eine Reaktion auf die Klage gegen den Textilkonzern KiK wegen des Fabrikbrandes in Karachi/Pakistan, bei dem im Jahr 2012 über 250 Menschen ums Leben kamen. Nur wenige Monate später verloren beim Einsturz des Rana Plaza-Fabrikgebäudes in Bangladesch über 1100 Menschen ihr Leben. Die beiden Unglücke verdeutlichen die katastrophalen Sicherheitsbedingungen sowie arbeits- und menschenrechtlichen Zustände in den Zulieferfabriken der textilen Wertschöpfungskette. In beiden Fällen konnten bisher keine der involvierten Textilkonzerne haftbar gemacht werden. Die Klage gegen KiK wurde Anfang 2019 abgewiesen.
Weltweit engagieren sich zivilgesellschaftliche Organisationen und Gewerkschaften seit Jahrzehnten für verpflichtende Menschenrechtsstandards in der internationalen Textilindustrie und für die Rechte der Arbeiter*innen. Germanwatch hatte gemeinsam mit anderen Organisationen bereits 2016 einen Gesetzesvorschlag vorgelegt. Wir berichten regelmäßig zu zivilgesellschaftlichem Druck gegen Konzernmacht und für Unternehmensverantwortung (zuletzt im NL 01/19).
Der Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO) begrüßt den Vorstoß von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller, deutsche Unternehmen gesetzlich zu verpflichten, soziale und ökologische Mindeststandards entlang der Lieferkette einzuhalten:
„Ein solches Gesetz bedeutet Rechtssicherheit für alle betroffenen Unternehmen und es sorgt dafür, dass nicht jene Unternehmen benachteiligt werden, die freiwillig auf hohe Standards achten. Verbindliche Regelungen schaffen ebenso Sicherheit für die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland. Sie müssen sich darauf verlassen können, dass an den gekauften Produkten kein Blut klebt. Nicht zuletzt schützt ein solches Gesetz aber vor allem die Opfer am Ende der Lieferketten, die in elendesten Bedingungen arbeiten müssen.“
Weitere Infos:
>> Pressemitteilung von VENRO
>> Stellungnahme von Germanwatch
>> taz-Artikel „Neues Wertschöpfungskettengesetz – Schnittmuster für eine bessere Welt“
>> SÜDWIND-Themenbereichsseite „Arbeitsrechte global“
Nachlese zum 4. Vernetzungstreffen hessischer Fairtrade-Kommunen und -Kreise
Fair handeln in der Kommune – die Kampagne Fairtrade-Towns von TransFair e.V. bietet Gemeinden eine Möglichkeit, den fairen Handel auf kommunaler Ebene gezielt zu fördern. In Hessen erfüllen derzeit rund 60 Kommunen und Kreise die fünf Kriterien und ca. 20 weitere haben sich auf den Weg zur Auszeichnung gemacht. Am 20. März 2019 fand nun in Hofheim das vierte Vernetzungstreffen der hessischen Fairtrade-Towns statt. Rund 100 VertreterInnen aus 41 Kommunen/Kreisen nutzten das Treffen, um sich auszutauschen und zu informieren.
Der Tag startete mit der Begrüßung durch die Kreisbeigeordnete Madlen Overdick und Eine Welt-Fachpromotorin Maria Tech sowie durch die Moderatorin Sabine Gresch. Im anschließenden Vortrag gab Kristina Klecko von TransFair e.V. Einblicke in das Engagement der Fairtrade-Towns. Der zweite Vortrag von Marijke Mulder von FEMNET e.V. zeigte die Möglichkeiten für den Einkauf fairer (Berufs-)Bekleidung auf. Danach stellten Teilnehmende Praxisbeispiele vor: von der fairen Schultüte (Bad Nauheim) über den Weg zur Auszeichnung (Rodenbach) bis hin zum Bildungsprojekt „Schuljahr der Nachhaltigkeit“. Im Anschluss gab es im Rahmen eines ‚Erfahrungsaustauschs in Bewegung‘ die Möglichkeit untereinander ins Gespräch zu kommen, sich zu vernetzen und Infostände zu besuchen. Am Nachmittag boten vier parallele Workshops zu den Themen „öffentlichkeitswirksame Aktionen konzipieren“, „Nachhaltige Beschaffung“, „Lokale Gastronomie einbinden“ und „Kritik am Fairen Handel begegnen“ Gelegenheit sich zu informieren und auszutauschen.
Eine ausführliche Dokumentation des Treffens finden Sie in den kommenden Wochen auf der Webseite des Weltladen Darmstadt.
VeranstalterInnen: Main-Taunus-Kreis, Eine Welt-Promotorin für Fairen Handel und nachhaltige Beschaffung des Entwicklungspolitischen Netzwerk Hessen (EPN Hessen) und TransFair e.V.
Sie möchten Fairtrade-Kommune oder -Kreis werden? Oder als Steuerungsgruppe weitere Aktivitäten und Aktionen planen? Beratung und Unterstützung rund um Fairtrade-Towns und zum Fairen Handel sowie einen Newsletter für Faitrade-Towns-Aktive bietet Maria Tech, Fachpromotorin für Fairen Handel und nachhaltige Beschaffung: maria.tech[at]epn-hessen.de.
Weitere Infos:
Programmflyer (PDF)
Dokumentation zum 4. Fairtrade-Town-Vernetzungstreffen (in Bälde!)
Webseite der Kampagne Fairtrade-Towns
Eine Welt-Arbeit im Spiegel der Internationalen Wochen gegen Rassismus
„Europa wählt Menschenwürde – Europa stärken, Rassismus stoppen und Menschenrechte wählen“: Unter diesem Motto standen die Interkulturellen Wochen gegen Rassismus 2019, in denen erneut zahlreiche Veranstaltungen rund um den 21. März (Internationaler Tag gegen Rassismus) stattfanden. Gerade auch vor dem Hintergrund der Morde an MuslimInnen in Neuseeland ging es in diesem Jahr vielerorts vor allem um die Auseinandersetzung mit antimuslimischem Rassismus. Die vielfältigen Aktivitäten sind in einem bundesweiten Veranstaltungskalender zu finden. Sie werden auch in Hessen noch bis zu den Europawahlen im Mai fortgesetzt, für die gegenwärtig auch rassistische und nationalistische Gruppierungen kräftig mobilisieren.
Rassismus ist in der Mitte der Gesellschaft verankert und hat sich in allen Milieus verfestigt. Es vergeht kein Tag ohne Nachrichten über verbale und körperliche Bedrohungen sowie Angriffe gegenüber Opfern und GegnerInnen von Rassismus, welche immer wieder auch dessen tiefe strukturelle Verankerung zeigt. Rechtspopulistische Hetze und deutlich gestiegene Gewaltbereitschaft überschatten Studien zufolge die Tatsache, dass die deutliche Mehrheit der Gesellschaft genau dies ablehne. Für den Alltag heißt das: Schweigen ist keine Antwort! Es braucht eine breite gesellschaftliche Solidarität.
Für den Alltag bedeutet dies ebenfalls, dass wir – auch in der Eine Welt-Arbeit – über Rassismus in seinen verschiedenen Ausprägungen sprechen und seine Wirkung verstehen müssen, denn er geht uns alle an: „Rassismus ist eine Lehre, die eine hierarchische Unterscheidung von Menschen vornimmt. Grundlage dieser Unterscheidung sind biologische Merkmale, die als wesentliche Voraussetzung für soziale und kulturelle Leistungsfähigkeit sowie für gesellschaftlichen Fortschritt gedacht werden. Mithilfe dieser Gedankenkonstruktion lassen sich Trennungen entlang einer Beteiligungsachse anordnen: Auf der einen Seite finden sich Menschen, Gruppen und Gesellschaften, die als ‚überlegen‘ und infolgedessen als herrschende ‚Norm‘ gelten; auf der anderen Seite finden sich Menschen, Gruppen und Gesellschaften, die als ›unterlegen‹ dargestellt und als Abweichung entworfen sind. Ein wesentlicher Grund für die Schaffung einer solchen Rangordnung sind ökonomische, materielle, kulturelle, intellektuelle und soziale Ressourcen, deren ungleiche Verteilung mit rassistischen Argumenten begründet, gerechtfertigt, kontrolliert und auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens durchgesetzt wird.“ (RAA Berlin 2018) Wir können sicherlich feststellen, dass in der Eine Welt-Szene – besonders bei jungen Engagierten – bereits eine breitere Beschäftigung als noch vor wenigen Jahren stattfindet. Themen rund um die Auseinandersetzung mit Machtverhältnissen in Organisationen, Strukturen oder konkreten Projekten, mit Bildungsmaterialien, Sprache, Bildern oder mit den Auswirkungen des Kolonialismus und dessen Kontinuitäten sind für Ehren- und Hauptamtliche dennoch keine Selbstverständlichkeit. Sie rütteln auf – an vielen Stellen und auf viele Weisen. Auch auf europapolitischer Ebene kann man beispielsweise die Verhandlungen zu den Wirtschafts(‚partnerschafts’)abkommen mit Ländern des Globalen Südens und deren Durchsetzung in den Blick nehmen und dabei durchaus kritisch reflektieren, ob die Menschenwürde tatsächlich immer an erster Stelle kommt. Angelehnt an das Motto der Interkulturellen Wochen ließe sich sagen: Europa zu stärken darf nicht auf Kosten von Menschenrechten gehen und heißt, Rassismus in all seinen Facetten zu stoppen.
Weitere Infos:
Webseite zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus
RRA-Broschüre „Rassismus: Eine Definition für die Alltagspraxis“ (PDF)
Interview: S. Palasie und Th. W. Michael zu Kolonialismus, Rassismus und Populismus