
Im Bereich Nachhaltigkeit spielt Digitalisierung eine doppelte Rolle. Es gibt Vor- und Nachteile von Digitalisierung und davon, wie sich diese auf unsere Umwelt und Energieressourcen auswirken kann. Digitale Technologien führen zunächst vermehrt zu einem hohen Energie- und Ressourcenverbrauch: der CO2 Verbrauch des Internets beläuft sich auf mehrere 100 Millionen Tonnen im Jahr. Zum Vergleich: 100 Millionen Tonnen sind 10.000 mal das Gewicht des Eiffelturm in Paris. Zudem sind die ökologischen und sozialen Umstände beim Abbau der Ressourcen, die für digitale Technologien verwendet werden, oft enorm bedenklich. Um Digitalisierung nachhaltig zu gestalten, bedarf es also einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem Thema. Digitalisierung kann nachhaltig sein – aber nur, wenn sie richtig eingesetzt wird.
Online-Veranstaltungen
Betrachten wir beispielsweise Online-Konferenzen: im Allgemeinen zeigte sich besonders während der Covid-19 Pandemie, dass Konferenzen und Veranstaltungen über Zoom und Co. Treibhausgase einsparen können – zumindest, wenn der Vergleich mit einer Langstrecken Bahnfahrt gezogen wird, welche besonders für geschäftliche Zwecke oft notwendig ist. Das Berliner Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung kam in einer Analyse im Auftrag von Greenpeace zu dem Ergebnis, dass ein zusätzlicher Tag im Homeoffice in Deutschland 1,6 Millionen Tonnen CO2-Emissionen im Jahr einsparen könnte. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Nutzung digitaler Technologien gleich nachhaltig ist. Videostreamings machen bereits jetzt rund 60-70 % aller Datenströme weltweit aus. Wer die Kamera auslässt oder eine geringere Bildqualität einstellt, kann so also schon enorm Energie einsparen.
Digitalisierung und die SDGs
Die Digitalisierung verändert den Blick auf Demokratie. In den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung findet Digitalisierung keine Beachtung – ein Umstand, welcher bereits von vielen Seiten kritisiert wurde. Die Digitalisierung schreitet voran, ob wir es wollen oder nicht. Sie muss also mitgedacht werden, wenn es um Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Wachstum geht. Es entstehen neue Fragen, Fragen nach Teilhabe oder sozialem Miteinander. Besonders im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung können digitale Methoden eine wichtige Rolle spielen. So erleichtert digitale Kommunikation beispielsweise den Austausch auf globaler Ebene und liefert die Möglichkeit trotz räumlicher Distanz an gemeinsamen Projekten zu arbeiten. Internationale Zusammenarbeit und interkulturelle Kompetenzen werden so gefördert. Auch in Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit bietet die Digitalisierung neue Möglichkeiten. Durch ortsunabhängige Arbeitsmöglichkeiten kann zum Beispiel die Sorgearbeit innerhalb der Familie neu umstrukturiert werden. Das Home Office bietet flexiblere Arbeitszeiten und spart Wegzeiten ein. Auch Bildungsangebote können durch Digitalisierung flexibler gestaltet werden, der Zugang zu Wissen wird durch Online-Formate erleichtert. Die Möglichkeiten der Digitalisierung sind vielfältig, bieten jedoch auch viele Herausforderungen. Der Zugang zu digitalen Bildungsmöglichkeiten ist bisher weder global noch in Deutschland gerecht verteilt. Ein flächendeckender Zugang zu Internet ist leider bisher nicht gegeben, gerade mal die Hälfte der Weltbevölkerung nutzt Internet. Beim Durchführen von Online-Veranstaltungen sollte dieser Umstand bedacht werden. Digitale Bildungsmöglichkeiten sind wichtig und notwendig, sollten aber nicht der einzige Weg sein. Solange die digitalen Infrastrukturen nicht ausgebaut werden, sollten analoge Bildungsalternativen nicht vergessen werden.
Weiterführende Informationen:
- https://www.zeit.de/digital/2021-03/tilman-santarius-digitalisierung-klimaschutz-demokratie-wirtschaft-transformationsfoschung?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.ecosia.org
- https://venro.org/fileadmin/user_upload/Dateien/Daten/Publikationen/Sonstige/machbar2020.pdf
- https://bits-und-baeume.org/forum/de
- Dokumentation Digitale Netzwerkstatt 09.12.2021 (PDF)